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"Die Beste Aller Welten" – Ein spielerisches Bildungsprogramm für Demokratie | Planspiele | bpb.de

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"Die Beste Aller Welten" – Ein spielerisches Bildungsprogramm für Demokratie

/ 4 Minuten zu lesen

"Die Beste Aller Welten" (DBAW) ist ein Bildungsprogramm mit Planspielen zur demokratischen Bildung für Jugendliche. Die Planspiele befassen sich mit ganz elementaren Fragen: Wie möchten wir zusammenleben? Welche Regeln halten wir für wichtig? Was habe ich selbst für Handlungsoptionen in einer Gemeinschaft? Jedes Mal gibt es auf diese Fragen andere Antworten und nie sind sich alle einig: "Die Beste Aller Welten" ist eine praxisnahe Entdeckungsreise zu den Lichtblicken und Widersprüchen in einer demokratischen Gesellschaft.

Was ist "Die Beste Aller Welten"? – Planspiele für Demokratie

"Die Beste Aller Welten" umfasst mehrere Planspiele – bzw. um genau zu sein, die zwei Planspiele der "Insel"- und "Lebenswelt" und das handlungsorientierte Gruppenquiz "Wissenswelt"–, die jeweils einen Tag dauern. Sie können zusammenhängend, einzeln oder auch etappenweise gespielt werden.

  • Die "Inselwelt" ist im Format einer Reality TV-Show gestaltet und dreht sich um das Inselleben von politisch unterschiedlich interessierten Bewohnergruppen.

  • In der "Lebenswelt" geht es um die Entscheidung über den Bau eines Jugendzentrums in einer Gemeinde oder Stadt.

  • Die "Wissenswelt" überführt die vorangegangenen aktionsreichen Spieltage zu einer Quizshow, in der das Wissen rund um das Thema Politik gefragt ist.

Politische Entscheidungsprozesse stehen in allen Welten im Mittelpunkt: unterschiedliche Interessensgruppen ringen um "die" Lösung eines Problems. Das Besondere dabei ist, dass eine weitere Gruppe, ein Medienteam, das Geschehen mitzulenken versucht.

Grundarchitektur eines Planspiels (© S.Schwarz)

Der Titel des Bildungsprogramms "Die Beste Aller Welten" signalisiert den gemeinsamen Fokus auf eine lösungsorientierte Vorgehensweise: Jugendliche treten hier selbst als Akteure auf und lernen, auch in kritischen Situationen ihre "besten Lösungen" zu finden. Konflikte und Schwierigkeiten werden deshalb nicht verschwiegen, sondern gerade in der Perspektivenvielfalt von Entscheidungssituationen beleuchtet. Der Titel "Die Beste Aller Welten" lockt dabei seine Teilnehmenden mit dem Versprechen einer vollkommenen Demokratie, selbst wenn dieser nie völlig erreicht wird. Kurz: Man weiß zuvor nie, welche "Beste Aller Welten" im Spiel herauskommt, denn es sind unendlich viele möglich.

Für wen ist "Die Beste Aller Welten"? – Für Jugendliche aller Schulformen

Jugendliche bei der Einführung in das Planspiel. Bitte klicken Sie auf das Bild um zum Video zu gelangen. (© DBAW-Video)

Das Bildungsprogramm DBAW richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Planspiele zu Politik in der Jugendbildung richten sich oftmals eher an Gymnasien oder Universitäten und setzen weitgehende sprachliche und inhaltliche Kenntnisse voraus. Mit "Die Beste Aller Welten" werden dagegen alle Schulformen angesprochen, insbesondere die Gesamt- und Hauptschule.
Dies bedeutet, dass das Bildungsprogramm in der Spielpraxis auf ein "Zuviel" an Lese- und Schreibarbeit verzichtet. Ein Mitspielen ist ohne große (deutsche) Sprachkenntnisse möglich. Anstelle von Papierbergen setzt die Interner Link: Methode "Planspiel" auf unterstützende visuelle wie mediale Vermittlung und leicht anschauliche Arbeitsblätter. Die Methode soll damit weniger exklusiv sein und sich für weitere Zielgruppen öffnen. Die Spielqualität und Vielfalt an Lernperspektiven stehen dabei im Mittelpunkt.

Das Programm lässt sich durch kleine Adaptionen mit zahlreichen Zielgruppen realisieren, jedoch empfiehlt das Autorenteam die Altersgruppe ab der 10. Klasse bzw. 15- bis 18-Jährige z. B. in Jugendzentren.

Entwicklung und Erprobung von DBAW

Entwickelt und erprobt wurde "Die Beste Aller Welten" in einer Zusammenarbeit der Universität zu Köln mit der Bundeszentrale für politische Bildung. Das Bildungsprogramm wurde in einer zweijährigen Pilotphase in zehn Testdurchläufen an Jugendzentren, Gesamtschulen sowie Berufs-, Haupt- und Realschulen umfassend evaluiert und weiterentwickelt. Seit 2009 finden bundesweit Fortbildungen von der bpb für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren statt, die das Planspiel weiter implementieren sollen.

Als Voraussetzung gefragt sind lediglich die Alltagserfahrungen von Jugendlichen – sonst nichts. Denn auch sogenannte "bildungsbenachteiligte" Jugendliche verfügen sehr wohl über ein implizites Verständnis von Politik. Ihr Verständnis von Politik ist dabei – was nicht unüblich ist – durchgehend ambivalent: Einerseits wird beklagt, dass die Politik nicht hinlänglich für ihre Interessen und Bedürfnisse eintritt. Andererseits aber wird auch ein eigenes Engagement im Feld der Politik als relativ sinnlos bewertet und verweigert. So gesehen scheint der Wunsch nach Teilhabe an politischen Entscheidungen weit entfernt zu sein.
Das Planspiel DBAW setzt genau hier an und zeigt, dass dies nicht so bleiben muss. In den Simulationsspielen geht es genau darum: sich das Gestalten von Politik auf der Insel, in der Stadt und im Wissensquiz selbst zuzutrauen und in die Hand zu nehmen.

Die Beste aller Welten (© DBAW)

Ein Aspekt ist, dass die Zielgruppe einen sehr hohen Medienkonsum zeigt, doch Themen der Politik eher außen vor bleiben. In DBAW wird daher die zentrale Rolle der Medien aus Produzentenperspektive kennengelernt: Ihre Macht, viele unterschiedliche Interessen in politischen Entscheidungssituationen stärken oder schwächen zu können, wird erlebbar und kann somit auch kritisch reflektiert werden. Letztlich liegt es immer an den Teilnehmenden selbst, was in den Planspielwelten geschieht, doch bewegen sie sich im Lernfeld rund um Politik, Demokratie und den Medien als Sozialisationsinstanz: DBAW bietet Jugendlichen einen geschützten Rahmen, um eigene Handlungsoptionen im simulierten Spielraum der Politik auszutesten und somit auch ein Interesse für diesen Bereich zu wecken.

Wie arbeitet "Die Beste Aller Welten"? – Der besondere pädagogische Ansatz

Das Bildungsprogramm "Die Beste Aller Welten" fußt auf der "konstruktivistisch-interaktionistischen" Pädagogik. So kompliziert das klingen mag, eigentlich sind die hier zugrunde liegenden Prinzipien leicht verständlich:

Der borromäische Knoten. (© Wikimedia, Jim.belk / public domain)

Lernende treten als Akteure auf und konstruieren dabei gemeinsam die (Spiel-)Wirklichkeiten. Um die vielen unterschiedlichen Entscheidungswege nicht zu übersehen, die auch möglich gewesen wären, wird in der Reflexion Raum für viele Perspektiven gegeben, sprich der Multiperspektivität.

Wie funktioniert die "konstruktivistisch-interaktionistische" Pädagogik?

Interview mit Kersten Reich zu seinem pädagogischen Ansatz. Bitte klicken Sie auf das Bild um zum Video zu gelangen. (© DBAW-Video)

Die folgenden drei ineinandergreifenden Aktivitäten bilden die Schlüsselbegriffe der "konstruktivistisch-interaktionistischen" Pädagogik.

Das Lernsetting Planspiel bietet für ein Ausprobieren von anderen Wirklichkeiten ein relativ offenes Aktionsfeld, auf dem die Wirkung eigener Verantwortungsübernahme neu kennengelernt werden kann. Dies geschieht
1. durch das Neuerfinden und Weiterentwickeln von Wirklichkeiten, das "Konstruieren".
2. ermöglicht eine Praxissimulation durch das "Rekonstruieren" von bestehenden Strukturen und bestimmten Handlungsabläufen in der Politik zahlreiche neue Lernperspektiven.
3. bietet gleichzeitig stets die Möglichkeit, vorhandenes zu hinterfragen, es quasi "auseinanderzunehmen", also zu "dekonstruieren".

Quellen

Reich, Kersten (2005): Medial vermittelte politische Bildung für Jugendliche aus bildungsfernen Milieus aus systemisch-konstruktivistischer Sicht. Köln (masch.).

Roth, Hans-Joachim (2005): Medial vermittelte politische Bildung bei bildungsfernen Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Köln (masch.)

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dies belegen Shell-Studien wie die Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts aber auch eigene vom Autorenteam von DBAW durchgeführte Studien zum Politikverständnis und zur Mediennutzung sogenannter "bildungsferner" Jugendlicher. Siehe auch: Deutsche Shell (Hg.) (2003): Jugend 2002. Zwischen pragmatischem Idealismus und robustem Materialismus. Frankfurt a. M.; ipos (Institut für praxisorientierte Sozialforschung) (2003): Fragebogen zur Studie „Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage November/Dezember 2002“. Mannheim.